Montag, 9. Februar 2015

Nach 6 Stunden nehme ich meinen zu großen Rucksack ohne Inhalt und verlasse meinen Fensterplatz. Die Kaelte schlaegt mir ins Gesicht, sucht sich ihren Weg durch meinen Mantel und kriecht langsam unter das billige Top vom Sale- Haufen des letzten Ladens. Die Stadt scheint ruhig, erkenne den Bahnhof und das nahegelegende Café ohne Besucher. Schlaendernd betrachte ich die kleinen durch die Laternen angestrahlten weißen Flocken, welche den Granitboden unter mir mit einer liebevollen Leichtigkeit zudecken. Eine Stadt in Koks, als ob sie danach schreit, dass wahnsinniggeworden Menschen sich schniefend ueber den Boden welzen. An der naechsten Ampel warte ich eine tatsaechliche Ewigkeit. Es faehrt kein einziges Auto und trotzallem bleibe ich inmitten dieser Leere brav an meinem Platz vor der Bordsteinkante der doch so unbefahrenen gefaerhlichen Straße stehen. Ein wenig Ordnung, wenn ich bitten darf.
Es wird gruen.
Ich lasse die naechste Rotphase verstreichen. Ein Blick auf die Uhr. 05:38 Uhr. Atme nun tief durch und laufe deinen Nachhauseweg. Erkenne die Huegel, ueber denen noch vor einigen Wochen betrunkene Menschen mit Feuerwerkskoerpern entlangrannten und der Welt ihren Mut entgegegen lallten. Erblicke die sich von mir rechts befindlichen kniehohen Betonabgrenzungen der benachbarten Vorgaerten auf denen wir einige Minuten nach Neujahr saßen. Sehe nun deine Haustuer. Stehe dort fuer einige Minuten, denn bis genau hierhin habe ich gedacht. Ich wusste wohin ich fuhr. Wie ich durch die Stadt zu dir finde. Das alles wusste ich, einschließlich den Weg zu dieser Eingangstuer. Bis hierhin habe ich alles durchdacht, bis hierhin, habe ich mir diese ganze Aktion zugetraut. Bis hierhin und nicht weiter.
Nun stehe ich hier. Ein Blick auf die Uhr. 05:43. Ich weiß nicht was ich mir bei alle dem gedacht habe. Ich brauchte es. Dieses "beinahe". Dieses, beinahe zu bleiben.


Doch ich ging. Drehte mich um und ging. 

Manchmal bedeutet vermissen einfach, dass du es absitzen musst. Ohne dich umzudrehen, ohne zurueckzukehren. Manchmal ist vermissen lediglich ein Gefuehl, welches nach geraumer Zeit vergehen muss. 

Manchmal.

3 Kommentare:

  1. "Manchmal bedeutet vermissen einfach, dass du es absitzen musst. Ohne dich umzudrehen, ohne zurückzukehren." Du kannst Dinge so gut in Worte fassen. Ich speicher mir deine Worte auf meinem Laptop ab, wenn das ok ist :3
    Ich wünsche dir alles gute

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  2. Auch wenn es von jemand anderem beeinflusst wurde sind es schöne Worte :)

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  3. Es ist wundervoll, wie du die Szene beschreibst <3

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